Klavier spielen ist die beste Therapie

Ehemaliges Mitglied des Blue Moon-Quartetts spielt täglich im diakonis-Seniorenzentrum „Grüner Weg“

Detmold. Er war ein begnadeter Musiker, spielte perfekt Klavier, Saxophon, Cello und Klarinette. Josef Huster war Mitglied im bekannten Detmolder „Blue Moon Quartett“, lehrte an der Musikschule in Lage, spielte im Orchester des Landestheaters und reiste mit seiner Musik viel durch die ganze Welt, vor allem nach Frankreich und Amerika. Dann, vor vier Jahren, bekam Josef Huster einen schweren Schlaganfall. Mit nur 64 Jahren zog er damals in das diakonis-Seniorenzentrum Grüner Weg in Hiddesen. Doch die Leidenschaft zur Musik bringt ihn zurück ins Leben. Täglich übt er am Klavier in seinem Zimmer. Er bewegt seine Finger in der Luft und sagt überglücklich: „Wunderbar. Klavier spielen ist die beste Therapie.“

Das Laufen und Sprechen fällt Josef Huster noch schwer, aber die Finger schweben nur so über die Tasten, auch wenn sie die Töne nicht mehr ganz so sauber treffen wie einst. Seine Augen leuchten, wenn er von seinem Vater erzählt, der Berufsmusiker war und Klavier und Klarinette spielte. Josef Huster, der in der Nähe von Münster aufwuchs, lernte mit sechs Jahren ebenfalls das Klavier spielen. Zunächst machte er nach der Schule eine Ausbildung zum Schriftsetzer bei einer Zeitung, doch der Weg führte ihn schließlich nach Detmold, wo er an der Hochschule für Musik eine Aufnahmeprüfung machte — und sie bestand. Wunderbare Jahre folgten daraufhin für ihn, weitere bei seinem Zweitstudium in Holland.

Viele Stücke am Klavier spielt Josef Huster ohne Noten, die Stücke von Bach allerdings „besser vom Blatt“, schmunzelt er. „Die schönste Musik gehört Johann Sebastian Bach“, findet der 68-Jährige und schließt dabei genüsslich die Augen für einen Moment. Früher habe er viel Klassik gespielt, doch dann packte ihn der Jazz. Josef Huster wird bei dem Gedanken daran ganz wach. „Jazz ist schwer, aber eine intelligente Musik“, sagt er mit Nachdruck und erhobenem Zeigefinger. An seiner Zimmertür hängen Bilder aus guten Zeiten, die ihn spielend voller Leidenschaft zeigen. Im Seniorenzentrum beginnt sein Tag mit dem Üben am Klavier, nicht immer zur Freude seiner Mitbewohnenden. Deshalb hat Hausleitung Sarah Köpel schon ein paar feste Übungszeiten für ihn festgelegt und vorgeschlagen, dass er in der Cafeteria im Erdgeschoss jederzeit gerne das Klavier nutzen darf.

(af)